Neues von Gestern Gesamtansicht

Neues von gestern - Der historische Rückblick

In unseren Beständen stecken jede Menge spannende Geschichten: Um Ihnen einen Einblick zu geben, präsentieren wir hier in regelmäßigen Abständen besondere Archivalien aus unseren Magazinen.
Sie erinnern sich und wissen noch mehr? Dann melden Sie sich gerne bei uns.

April 2024

Anonyme Abgabe

Mit einer anonymen Abgabe haben drei historische Karten den Weg zurück in das Kommunalarchiv Herford gefunden. Das Archivteam bedankt sich für die Ehrlichkeit der Absender, die diese Karten im Nachlass eines Verwandten gefunden und über den Postweg ins Kommunalarchiv abgegeben haben, denn dort stehen sie jetzt wieder der Allgemeinheit zur Verfügung. Das Deutsche Archivrecht ist ein „Jedermannsrecht“, d.h. alle Menschen haben ein Recht darauf Archivgut zu nutzen, um sich zu informieren. Archivalien gehören nicht in verschlossene Privatkeller, sie sind Allgemeingut.

Abbildung (Symbolbild): KAH-Kartensammlung

März 2024

Eiszeit im Archiv

Das Kommunalarchiv hat ein besonderes Auge darauf, ob etwas in seinen Magazinen krabbelt. Monitoringfallen werden regelmäßig aufgestellt und kontrolliert, Neuzugänge in Form von Schriftgut aus Abgaben auf Schädlingsbefall geprüft und im Zweifelsfall für 24 Stunden tiefgefroren, um die Insekten abzutöten. Grund für diese besondere Vorsicht ist ein Schädling, der sich seit einigen Jahren in ganz Deutschland stark ausbreitet und für massive Schäden sorgt: Die Rede ist vom Papierfischchen. Dieses Insekt sieht dem Silberfischchen ähnlich, ist aber größer als seine Verwandten (bis zu 1,5 cm) und kann große Mengen seiner Leibspeise Papier vertilgen. Es fühlt sich dort besonders wohl, wo es viel davon gibt – etwa in einem Archivmagazin.


Abbildungen: Kommunalarchiv Herford



Februar 2024

Das alte Friedrichs-Gymnasium

Der Abriss des baufälligen Friedrichs-Gymnasiums an der Brüderstraße war 1972 nicht unumstritten. Der Kunstlehrer Werner Keller hielt die Kontroverse um die politischen Entscheidungen zur Neugestaltung des Areals im Stadtkern in Karikaturen fest. Damals entstand auf dem Grundstück am heutigen Augustinerplatz der Kaufhof, der selbst schon lange wieder Geschichte ist.

Abbildung: KAH-S-40 FGH - 1275


Januar 2024

Ein gängiges Schadensbild an historischen Dokumenten - der sogenannte "Tintenfraß"

Ätzende Schwefelsäure frisst sich durch das Papier und hinterlässt feine Risse. Die Unterschrift der Herforder Äbtissin Charlotte Sophie von Kurland wurde mit eisenvitriolhaltiger Tinte geschrieben. Dieser Inhaltsstoff reagiert mit der Luft zur Säure und verursacht das markante Schadensbild an historischen Dokumenten, das unter dem Namen „Tintenfraß“ bekannt ist. In schweren Fällen können ganze Teilstücke aus dem Papier brechen. Das 1713 von Charlotte Sophie verfasste Dokument, in dem es um Eigenbehörige in Eilshausen geht, ist glücklicherweise nur leicht beschädigt.

Abbildung: Kommunalarchiv Herford-K-S-1222

Dezember 2023

Vor 66 Jahren wurde der Anbau des historischen Kreishauses eingeweiht

Arbeitsschutz wird heute groß geschrieben. Früher nahm man es mit der Sicherheit am Arbeitsplatz nicht ganz so genau. Der Bauarbeiter auf dem Foto aus den 1950er Jahren thront hoch oben auf dem Baugerüst des Kreishaus-Neubaus - und das ganz ohne Sicherung. Begonnen wurde mit dem Neubau bzw. mit dem Anbau an das historische Kreishaus im Jahre 1955. Fertiggestellt wurde das Gebäude im Winter 1956. Die Kreisverwaltung bezog es im Zeitraum vom 27. Dezember 1956 bis zum April 1957. Die Einweihungsfeier erfolgte am 14. Dezember 1957.

Abbildungen: Kommunalarchiv Herford, S Fotosammlung Heese.

November 2023

Hexenverfolgung und 30-jähriger Krieg – zwei Zeitzeugen des 17. Jahrhunderts berichten

Die Berichte sind Herausgaben des Kaufmanns Anton Fürstenau aus dem Jahre 1653 sowie des Gerichtsschreibers Thomas Schliepstein aus dem Jahre 1652. Anton Fürstenau schrieb einen „kurze(n) jedoch wahrhaftige(n) Bericht“, eine Art gekürzte Biographie der Stadt Herford. Thomas Schliepstein dokumentiert in seiner Veröffentlichung „Gründliche Deduction ahn statt Manifests der Hocheit Erbgerechtichkeitt / Gerichtern / und Rechten“ die Gerichtsprozesse während der Hexenverfolgung in Herford. Beide Bücher werden vom Kommunalarchiv als Leihgabe an das städtische Museum gegeben. Dort sind sie Teil der neuen Ausstellung und können ab dem 11. November 2023 vor Ort von den BesucherInnen begutachtet werden. Das Team vom Kommunalarchiv wird am Eröffnungswochenende des städtischen Museums (11./12. November 2023) auch selbst mit einem Stand vertreten sein.

Abbildungen: Kommunalarchiv, Alte Schriften, 229/2 und 40/2

Oktober 2023

Das Teufelsrad von Herford

Mit dem Oktober beginnt die Zeit des Gruselns und Grauens, denn das Halloween-Fest rückt in greifbare Nähe. Die Faszination für düstere Gestalten aus transzendentalen Welten spiegelt sich auch seit langer Zeit in den Jahrmärkten und Festen der Stadt Herford wider. So gab es zum Beispiel im Jahr 1942 ein Fahrgeschäft mit dem unheilvollen Titel „Teufelsrad“. Ob es wirklich eine gute Idee wäre, damit zu fahren?

Abbildung: KAH-Fotosammlung-Heese

September 2023

Tag des offenen Denkmals

Am Tag des offenen Denkmals, der bundesweit jedes Jahr am zweiten Sonntag im September abgehalten wird, fand im letzten Jahr nach langer Pause erstmals wieder ein Tag der offenen Tür im Kommunalarchiv Herford statt. Am 11. September 2022 strömten zur großen Freude der Archivmitarbeitenden zahlreiche Besucher ins Archiv, um sich die Arbeit eines Archivars einmal genauer anzuschauen. Mit Führungen durch die Magazinräume, Informationen zur Familienforschung und Digitalisierung bis hin zum Einblick in die Restaurierungswerkstatt war ein bunter und spannender Nachmittag vorbereitet worden, der durchweg positive Resonanz fand.

Der nächste Tag der offenen Tür findet im März 2024 statt – passend zum Tag der Archive.

Abbildung: Team des Kommunalarchivs Herford

August 2023

Der August eines Jahres markiert für viele junge Menschen den Start in die Ausbildung und somit ins Berufsleben

Jeder hat also einmal klein angefangen und fand sich zur Berufsausbildung an der Universität oder in einem Betrieb wieder. So auch der frühere oberste Stadtdirektor Herfords, August Viktor Wilhelm Rose, der von 1827 bis 1855 das Amt des Bürgermeisters innehatte. Seine Aufzeichnungen über Vorlesungen der Staatsverfassungs- und Staatsverwaltungslehre an der Georg-August-Universität in Göttingen, die er als Student verfasste, befinden sich heute im Kommunalarchiv. Sein Amtsantritt jährt sich in diesem August das 196. Mal. Für das Archiv leistete Rose enorme Vorarbeit in Hinblick auf die Archivierung von Urkunden und die Erstellung eines ersten Findbuchs, in dem er die damaligen Bestände des Archivs festhielt. Rose war maßgeblich an der Neustrukturierung des Archivwesens im Regierungsbezirk Minden-Ravensberg beteiligt und gilt heute als Pionier der Herforder Stadtgeschichtsforschung.

Abbildung: Kommunalarchiv Herford, S E 108.

Juli 2023

Recycling im 17. Jahrhundert

„Ist den Verwaltungsbeamten denn gar nichts heilig?!“, möchte man ausrufen. Eine mittelalterliche Handschrift wurde um 1650 Opfer einer Recyclinginitiative. Offensichtlich fehlte zu dieser Zeit ein Einband für eine Verwaltungsakte, sodass die Einzelseite dieser Handschrift dafür herhalten musste. Sie lagert nun im Kommunalarchiv Herford. Fachgerecht verpackt und bei konstantem Raumklima. Wo der Rest des in lateinischer Sprache verfassten Manuskripts geblieben ist? Unbekannt. 

Abbildungen: Kommunalarchiv Herford-S-E-56

Juni 2023

Seltsame Buchseite mit Stempeln

Auch wenn sie wirklich tiefen Einblick in die Geschichte einer Region haben, stoßen auch Archivar/innen manchmal auf Handschriften, Grafiken, Skizzen oder Lebensläufe, die sich nicht mehr eindeutig benennen oder zuordnen lassen. Häufig hat der sognannte „Zahn der Zeit“ an den Objekten genagt und sie sind schlecht erhalten. In anderen Fällen ist auch einfach Wissen verloren gegangen. Besonders häufig fällt dies bei der Sichtung unbeschrifteter Fotos auf. Jeder hat sich doch schon einmal gefragt: Wer ist das da eigentlich auf dem Bild? Aus den Magazinen des Kommunalarchivs stellen wir heute diese Seite aus einem Buch vor, deren Geheimnisse sich scheinbar nicht mehr entschlüsseln lassen. Bleibt also die Frage: Was ist hier zu sehen? Teilen erwünscht! Knobeln Sie gerne mit! Wir freuen uns über Hinweise unter kommunalarchiv@kreis-herford.de

Mai 2023

Abiball im Jahr 1965

In einem Archiv werden Akten und Dokumente aus der Verwaltung aufbewahrt. Im Falle des Herforder Kommunalarchivs handelt es sich hierbei vornehmlich um Akten von Stadt und Kreis Herford. So weit so richtig, doch in dieser Ausgabe von „Neues von gestern“ möchten wir einmal aufzeigen, dass wir ALLE unsere Spuren in Stadt und Kreis hinterlassen und so auch früher oder später vielleicht alle einmal im Archiv landen. Als Beispiel dient uns dafür das Foto vom Abiball das FGH aus dem Jahr 1965. Herr Frickemeier und Herr Dr. Horst haben an diesem Abend das Ende ihrer Schullaufbahn gefeiert. Darüber hat wenige Tage später das Westfalenblatt berichtet und das Foto wurde in der Zeitung abgedruckt. Diese Zeitung wird heute gut behütet im Archiv aufbewahrt, wo Herr Frickemeier und Herr Dr. Horst der Stadtarchivarin nun die Geschichten hinter dem Foto erzählten. So viel sei verraten, die Nacht war lang und einige Verbindungen die ein Leben lang halten sollten wurden gefunden.


Abbildungen: Kommunalarchiv Herford-S-Fotosammlung-Heese


April 2023

Das Ostergericht des Sportclubs Stiftberg

Jedes Jahr zu Ostern pflegte der Sportclub Stiftberg die Tradition, das sogenannte Ostergericht in der Gaststätte Moswinkel tagen zu lassen. Angeklagte dieser feucht fröhlichen Gerichtsverhandlungen waren Strohpuppen, die von den selbsternannten Richtern zum Tode verurteilt wurden. Am nächsten Tag wurden besagte Strohpuppen auf dem „Scheiterhaufen“, dem Osterfeuer, auf dem Langenberg verbrannt, um symbolisch den Winter zu vertreiben.

Abbildung: Kommunalarchiv Herford-S-Heese

März 2023

Kammersänger aus Herford begeisterte die deutsche Opernwelt des frühen 20. Jahrhunderts

Fritz Vogelstrom wurde am 4. November 1882 in Herford geboren. Sein Berufswunsch war Schiffskapitän zu werden und so begann er zunächst eine Seemann-Schulung in Hamburg. Ein Besuch des Gesangstückes „Troubadour“ änderte jedoch alles und ebnete den Weg zu einer herausragenden Karriere als Opernsänger. Er begann als sogenannter „fahrender Sänger“ und reiste durch ganz Deutschland. Am 23. November 1903 sang Vogelstrom Probe beim damaligen Mannheimer Hofkapellmeister und wurde direkt für sechs Jahre im Mannheimer Nationaltheater unter Vertrag genommen. Es folgte eine systematische Gesangsausbildung an der Hochschule für Musik. Seine Karrierelaufbahn führte ihn unter anderem nach Bayreuth, wo er die berühmten Wagner-Figuren Parsifal und Lohengrin sang. Heute erinnert eine Straße in Herford an den erfolgreichen Sohn der Stadt – der Vogelstromweg.

Abbildung: Kommunalarchiv Herford-KAH-S-E 31

Februar 2023

Den Sommer in Tüten kaufen

Wer genug vom trüben Grau vor dem Fenster hat, denkt aktuell wehmütig an das satte Grün und bunte Blumenwiesen vergangener Sommertage. Gartenbesitzer schielen vielleicht schon auf die Sämereien für die Sommerblumen der kommenden Saison. Früher bekam man diese zum Beispiel in der Bäckerstraße 21 in Herford, in der Samenhandlung von Rudolf Jürgens. Ein Blick in die historische Gewerbekartei der Stadt Herford verrät, dass das Geschäft wenigstens von 1937-1968 bestand. Mit Saatgut für Sonnenblumen, Edelwicken und Co. wurde förmlich der „Sommer in Tüten“ verkauft.

Abbildung: Kommunalarchiv Herford-K-S-1185

Januar 2023

Frohes Neues!

„Prosit Neujahr“ heißt es auf der stimmungsvollen Postkarte mit Posaunenengeln und Sternenhimmel über Bünde. Der Schreiber hat es sich einfach gemacht: „…wünscht Ernst Klüter“ ist die ganze Botschaft, die er an Heiny Ellersiek schrieb. Was die zwei wohl miteinander verband? Die Antwort liegt im Dunkel der Geschichte.

Die nächtliche Stadtansicht zeigt die Bahnhofstraße. Vorne links ist die Eisenwarenhandlung Hotfilter zu sehen. Im Hintergrund ragt der Turm der Laurentiuskirche über die Häuserdächer.

Abbildungen: Kommunalarchiv Herford-K-F77.30

Dezember 2022

Plätzchenrezept aus dem Jahr 1968

Am 9.12.1968 duftete es in der Hauptschule Enger nach frischen Plätzchen. Die Klasse 8b hatte sie im Hauswirtschaftsunterricht gebacken. Notiert wurde dies von Ihrer Lehrerin Anni Dißmeyer. Als Vorbereitung für den Unterricht schrieb sie nicht nur die Zutaten auf, sondern auch die Kosten. Günstig und schmackhaft sollten die Schulrezepte sein. Das Team vom Kommunalarchiv hat die Kekse nachgebacken und probiert – lecker!

Abbildung: Kommunalarchiv Herford-K-S2009

November 2022

Restaurierung des Historischen Sitzungssaals

Der historische Sitzungssaal ist das Schmuckstück im 1900 fertiggestellten Kreishaus. Zu besonderen Anlässen werden hier Gäste der Kreisverwaltung empfangen. Das war lange Zeit nicht mehr so, denn in den 50er Jahren hatte man ihn in einen schlichten Sitzungsraum umgebaut, der zuletzt weder zweckmäßig noch ansehnlich war. Erst Anfang der 2000er Jahre wurde er in einem aufwändigen Restaurierungsprojekt aus dem Dornröschenschlaf geweckt und erstrahlt seitdem in altem Glanz.

Abbildungen: Kommunalarchiv Herford-K-F78-24 und Herford-K-F40-42

Oktober 2022

Bauen mit Broten - Das Dünner Lehmbrot-Verfahren

Der aktuelle Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten widmet sich dem Thema „Mehr als ein Dach über dem Kopf. Wohnen hat Geschichte“. Teilnehmen kann, wer unter 21 Jahre alt ist. Im Kommunalarchiv Herford können viele spannende Quellen zu dem Thema erforscht werden.

Zum Beispiel zum Bauen mit Broten. Das hört sich erst einmal kurios an. Doch tatsächlich nennt sich eine spezielle Bauweise „Lehmbrot-Verfahren“. Dabei wird Lehm mit Händen oder mit einer Presse zu brotähnlichen Steinen geformt. Die Idee zu dieser Bauweise hatte der aus Dünne stammende Pastor Gustav von Bodelschwingh. Gustav war der Sohn von Friedrich von Bodelschwingh, dem Begründer der Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel in Bielefeld. 1923 errichtete Gustav von Bodelschwingh zunächst sein Wohnhaus in Bünde-Dünne aus Lehmbroten. Danach wurden mehr als 300 Siedlungshäuser in Dünne und Ennigloh im Lehmbrot-Verfahren gebaut. Die besondere Technik hatte der Pastor als Missionar in Ostafrika kennengelernt.

Wer hat Lust, dieses oder ähnliche Themen zu erforschen? Nähere Informationen zum Geschichtswettbewerb unter: https://koerber-stiftung.de/projekte/geschichtswettbewerb/

Gerne unterstützt das Archiv bei Fragen: kommunalarchiv@kreis-herford.de

Abbildungen: Kommunalarchiv Herford-K-F77.24 (Foto Lehmhaus von Bodelschwingh) und K-D-5716 (Bauplan für ein Lehm-Siedlungshaus)

September 2022

Das Goldene Buch der Stadt Herford – Ein Gästebuch der besonderen Art

Das Goldene Buch der Stadt Herford ist ein besonderes Buch: Ledereinband, prachtvolles Titelbild und goldene Beschläge. Seit dem Mittelalter wurden Goldene Bücher (Libro d’Oro) genutzt, um besondere Gäste zu ehren und an deren Besuch zu erinnern. Diese Form der Gästebücher gibt es außer in Herford auch in einigen anderen Städten im Kreis Herford: So in Bünde, Löhne, Rödinghausen und Kirchlengern.

Das jüngste Goldene Buch im Kreis Herford ist das aus Kirchlengern aus dem Jahr 2002. Das älteste ist das der Stadt Herford: Es wurde 1902 zur Kaiserzeit anlässlich der Einweihung des Kurfürstendenkmals auf dem Bahnhofsvorplatz angelegt und befindet sich im Kommunalarchiv. Der erste Eintrag stammt vom preußischen Kronprinzen Wilhelm, wenige Seiten dahinter ist am 18.02.1910 die Unterschrift von Georg von Borries jun. (Regierungspräsident von Minden) und Franz von Borries (Landrat Kreis Herford) zu finden. Die zahlreichen Eintragungen sind ein anschauliches Zeugnis der Stadt- und Politikgeschichte.

Das Goldene Buch ist online einsehbar unter: https://www.herford.de/Meine-Stadt/Rathaus-Verwaltung/Goldenes-Buch/


Foto: Kommunalarchiv Herford, CI 1072

August 2022

Sparen in der Not: Barfussgehen spart Leder

In den Archivbeständen begegnet man immer wieder Objekten, die eine erstaunliche Aktualität besitzen. So fand sich in einem vor Jahrzenten abgegebenen Bestand städtischer Karten das abgebildete Plakat "Geht barfuss!". Vermutlich wurde es während des ersten Weltkriegs vom Herforder Magistrat herausgegeben. Gefordert wurde damals der rücksichtsvolle Einsatz von Materialien, um für härtere Zeiten, wie den Winter, gewappnet zu sein. Ähnlich wie die heutige Aufforderung, Gas zu sparen, um bei kälter werdenden Temperaturen ausreichende Rücklagen zu besitzen.

Foto: Kommunalarchiv Herford-S-Slg-P4

Juli 2022

In privaten Abgaben schlummern spannende Schätze

Im April erhielt das Archiv überraschend zahlreiche Fotos und Schriften aus dem Nachlass des ehemaligen Hausmeisters der Grundschule Falkstraße. Die Fotos zeigen die Gebäude der Grundschulen Falkstraße und Stiftberg mitsamt der Schüler- und Lehrerschaft. Aber auch andere Facetten des alten Herford, wie die Brücke zur Bäckerstraße, sind auf den Fotos zu entdecken und laden zum Vergleich mit Heute ein. Die Schulchronik der Grundschule Falkstraße von 1911-1949, gibt Einblick in das frühere Schulleben. So erfahren wir von den Anfängen im Jahre 1823, als die Schule speziell für die Herforder Feldmarken Altstadt und Radewig gegründet wurde, oder vom schwierigen schulischen Neubeginn nach dem Zweiten Weltkrieg, der von der kurzfristigen Enteignung des Schulgebäudes durch die britische Militärverwaltung geprägt war.

Liegen auch bei Ihnen noch ähnliche „Schätze“, welche interessante Einblicke in die Vergangenheit des Kreises oder der Stadt Herford liefern? Dann kontaktieren Sie uns gerne, um eine mögliche Abgabe an das Archiv zu besprechen:
05221 132216
kommunalarchiv@kreis-herford.de

Foto: Kommunalarchiv Herford-S-Sgl-E

Juni 2022

Hebammentagebücher im Archiv

Minna Niemeier  war 1916 die erste Schwangere aus Dünne, die von der Hebamme Johanne Lütkemeier betreut wurde. Am 7.1.1916 brachte sie daheim in ihrer Wohnung einen gesunden Jungen zur Welt. „Dauer der Geburt:  2 ½ Stunden , Geburtszeit: 4 Uhr Nachmittags, Größe: 50 cm“, notierte Johanne Lütkemeier  im Hebammentagebuch. Erst mit 70 Jahren ging sie 1954 in den Ruhestand.  Bis dahin blieb sie der Gemeinde Dünne treu und half hunderten Kindern ins Leben.

Minna Niemeier hat ihre Prüfung 1912 in Paderborn abgelegt. Das Archiv verfügt über einige Hebammentagebücher.
Seit diesem Jahr kann man auch in Herford an der Fachhochschule (FHM) das Fach „Hebammenwissenschaft“ studieren. Weitere Informationen gibt es hier: http://www.bildungscampus-herford.de/Aktive-Nutzer/Hebammenausbildung-der-FHM

Quellen: Kommunalarchiv Herford-K-D 2940, 4553-4570

Mai 2022

Chronik nur gegen Altpapier: Materialknappheit nach dem Zweiten Weltkrieg

Materialengpässe, Versorgungskrise, Währungsreform – all das hat die Stadt Enger 1948 nicht davon abgehalten, ein großes Fest zu ihrem 1000-jährigen Jubiläum zu feiern. Es gehörte aber einiges an Optimismus, Trotz und Kreativität dazu, um ein umfangreiches Programm auf die Beine zu stellen. Auch auf die Herausgabe einer Stadtchronik wollte man nicht verzichten. Doch Papier als Rohstoff war knapp, sodass der Druck nur im Tausch gegen Altpapier zu realisieren war.  Also ersann man einen einfach Deal: Wer 3 kg Altpapier ablieferte, erhielt das Buch zum Vorzugspreis von 6 DM. Alle anderen zahlten 7 DM.

Quellen: Kommunalarchiv Herford-E-B Nr. 20; Kommunalarchiv Herford-K-Bib-Enger/03

März 2022

Das Kriegstagebuch des Soldaten Hermann Bornemann

Die Schrecken des Kriegs, verdeutlicht das Tagebuch des Soldaten Hermann Bornemann aus dem Ersten Weltkrieg. Der folgende Auszug beschreibt schonungslos realistisch die Anonymität der vielen unnötigen Opfer:

Munitionsdepot der 103 Infanterie Division im Walde südwestlich Lagery, auf den Höhen nördlich der Marne. Dienstag den 4. Juni 1918 „Auf den Haferfeldern rechts und links von uns sahen wir viele blaue Flecke. Wir ritten näher und hielten nun vor einer langen Reihe toter Franzosen, welche nun schon einige Tage dort liegen mußten. (...) Etliche lagen wie schlafend, andere wieder in gräßlichen Stellungen. In einem kleinen Gehölz ist ein französisches Maschinengewehr gewesen. Dieses ist von unserer Artillerie mit einigen Granaten erledigt worden. Hier sahen die Körper entsetzlich aus. Gerade wie im Februar 16 im Haumontwalde vor Verdun. Der Mensch gewöhnt sich doch an alles (...). Ich denke mir nur noch wenig dabei. Was uns auffiel, war folgendes: Die Taschen waren bei allen Toten, wohl 40-50, welche ich sah, umgekehrt. Notizbücher, Taschentücher und sonstiges Fetzen lagen umher. Anscheinend waren die Toten geplündert.“

Abbildung: Kommunalarchiv Herford, Slg. E 735.

Februar 2022

Notgeld in Herford 1917-1923

Während der Jahre 1917-1923 wurde vom Herforder Magistrat viermal Notgeld ausgegeben. Die erste Notgeldausgabe fand im Mai 1917 infolge des kriegsbedingten Kleingeldmangels statt. Denn die zur Erstellung des Kleingeldes genutzten Materialien gingen entweder in die Kriegsproduktion ein oder wurden, wegen ihres Materialwerts, von der Bevölkerung gehortet. Der unten dargestellte Notgeldschein wurde im Oktober 1922 herausgegeben, als die beginnende Hyperinflation dazu führte, „dass selbst mittlere Betriebe in der Stadt nicht mehr in der Lage waren, die zur Löhnung ihrer Arbeiter notwendigen Barmittel zu beschaffen.“ Als die Hyperinflation 1923 dann zu alptraumhaften Inflationsraten von mehreren tausend Prozent führte, wurde der Schein mit dem Wertüberdruck „2 Millionen“ versehen. Auf dem Schein ist ein ehemaliges Gebäude der Herforder Abtei zu sehen, das für den Rathausneubau 1914 weichen musste. Seit der Auflösung des Herforder Frauenstiftes 1802 wurde es als Fabrikgebäude der Spinnerei Schönfeld genutzt.

Abbildung: Kommunalarchiv Herford-S-Slg. E - 719

Januar 2022

Das Timpkenfest in Enger

Neben den süßen Semmeln für die Kinder, nach denen das Timpkenfest benannt ist, gab es früher auch Hausmannsbrot und deftige Schweinewürste für Arme und Bedürftige: So steht es im Bericht des Engeraner Amtmanns von 1844. Das Timpkenfest, welches alljährlich zum Dreikönigstag in der Stiftskirche zu Enger gefeiert wird, war einst eine Armenspeisung, die der Sage nach von Widukind selbst veranlasst wurde und an den Sachsenherzog erinnern soll. Tatsächlich nachweisen lässt sich die Tradition bis ins 16. Jahrhundert. 

Das Timpken-Foto stammt aus der Sammlung des Pfarrers Gerhard Kenter, der von 1913 bis 1986 in Enger lebtet. Pfarrer Kenter war ein engagierter Familienforscher, der intensiv zu Höfen und Orten der Region forschte. Akribisch geordnet nach Ortsteilen und untergliedert nach den alten Hausnummern hat Kenter seine Forschungen genau dokumentiert.

In den letzten Wochen wurde die besondere Sammlung im Kommunalarchiv Herford in säurefreie Mappen umgeheftet und in der Archivsoftware erfasst, sodass die Ergebnisse nun für alle FamilienforscherInnen und Interessierte in Kürze auf https://www.archive.nrw.de/ recherchierbar sind.  

Abbildung: Kommunalarchiv Herford, K-FN Nr. 06

Dezember 2021

Karge Weihnachten 1940

Die Unternehmerfamilie Johanna und Adolf Ahlers feiern im zweiten Kriegsjahr mit ihren damals noch drei Kindern eine für ihre Verhältnisse wohl eher karge Weihnacht. Der Baum eher spirrig, aber schön geschmückt. Unter ihm eine hölzerne Krippe, ein Bollerwagen, ein Pferdchen mit Kutsche ein Kinderstuhl und eine Rassel, auf dem Tisch ein Bilderbuch für den Kleinsten. Mutter Johanna notierte: „24. Dienstag. Sehr schön, Kirche, Bescherung mit den Kindern, gegessen Spargel, Forelle, Obstsalat.“ Die Familie befand sich nicht in der Heimat, sondern in Berchtesgaden.

Seinen Mitarbeiter*innen in Herford schrieb Adolf Ahlers „Das erste Kriegsjahr liegt hinter uns – das Jahr 1940 geht zur Neige. Unsere Wehrmacht, Heer, Luftwaffe und Marine, haben den Feind an allen Fronten siegreich geschlagen. Fast 200 Männer unserer Betriebe sind zu den Fahnen geeilt, um das Vaterland zu schützen ... Ich wünsche Ihnen allen fröhliche Weihnachten und ein glückliches neues Jahr!“
An der Front und zuhause fiel für viele das Fest sicher noch kärglicher aus.

Der im Kommunalarchiv hinterlegte Nachlass Ahlers gibt zahlreiche interessante Einblicke Ahlers zur Familien- und Firmengeschichte.

Oktober 2021

Bereits vor der Wiedervereinigung gab es einen „Tag der deutschen Einheit“.  Am 17. Juni  wurde von 1954  bis 1990 an den Volksaufstand in der DDR von 1953 erinnert. Auch 1967 gab es am Tag der deutschen Einheit zahlreiche Kundgebungen in der ganzen Bundesrepublik. Viele davon wurden durch das Kuratorium „Unteilbares Deutschland“ organisiert, so auch im Kreis Herford. Begleitet wurden die Kundgebungen von einer Spendenaktion, mit der die Arbeit des Kuratoriums unterstützt wurde. Diese bestand u.a. in der Betreuung von DDR-Flüchtlingen und Spätaussiedlern, sowie in der Organisation von politischen Bildungsreisen für Jugendliche nach Berlin und zur Zonengrenze. Ziel des Kuratoriums war die Wiedervereinigung, wobei lange Zeit nicht nur die Wiedervereinigung mit der DDR, sondern auch mit den ehemaligen deutschen Ostgebieten angestrebt wurde. Das Kuratorium lehnte die sich anbahnende neue  Ostpolitik, die eine Annäherung an Osteuropa bedeutete, mehrheitlich ab und verlor somit mehr und mehr an Einfluss. 

Abbildung: Kommunalarchiv Herford, S-50 Nr. 499

November 2021

Hauptsache günstig, schnell verfügbar und modisch. So in etwa dachten die Menschen in den 1860ern über die sogenannten „Berliner Möbel“, ähnlich wie wir heute über die Produkte eines schwedischen Möbelgiganten. Berlin galt als Standort der stärksten Möbelindustrie im ganzen Land. Die Produkte schienen konkurrenzlos, bis der Herforder Geschäftsmann Gustav Kopka sein anfangs kleines und lokalansässiges Möbelgeschäft um eine Fabrik erweiterte, ins Umland expandierte und schließlich den Beginn der Serienmöbelfertigung in Ostwestfalen-Lippe markierte. Auch heute noch gilt unsere Region als Zentrum der deutschen Möbelindustrie, die fast ein Drittel der landesweiten Produktion ausmacht. Den Erfolg hatte Kopka damals seiner „Startup-Mentalität“ zu verdanken: Er schaltete als erster Geschäftsmann überregional Werbeanzeigen und wurde so über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Und er inszenierte komplette Raumeinrichtungen, um seine Möbel zu präsentieren, wie man es auch heute unter anderem vom erwähnten Möbelhersteller aus Schweden kennt. Dieses Thema und weitere spannende Geschichten rund um den Kreis Herford erscheinen Mitte November im Historischen Jahrbuch 2022, herausgegeben vom Kreisheimatverein und dem Kommunalarchiv Herford. Es ist erhältlich für 19 Euro im örtlichen Buchhandel, im Webshop des Kreisheimatvereins (https://www.kreisheimatverein.de/webshop/) sowie im Kommunalarchiv Herford.

Abbildung: Kommunalarchiv, Zeitungssammlung Herforder Kreisblatt

September 2021

Am 26. September ist Bundestagswahl.  Ereignisse, Krisen und Entwicklungen sorgen im Wahlkampf für ein Wechselbad der Gefühle. Vor 60 Jahren, zur Bundestagswahl 1961, war das nicht anders:
Während Juri Gagarin als erster Mensch mit einem Raumschiff in die Grenzenlosigkeit des Alls startet, wird das Leben vieler Deutscher durch den Beginn des Mauerbaus stark eingeschränkt.  Ganz neue Möglichkeiten der Selbstbestimmungen eröffnen sich hingegen Frauen durch die Pille, die erstmals in Deutschland angeboten wird. Das Medikament Contagan, was bei zahlreichen Föten zu Missbildungen führte, verschwindet andererseits endlich vom Markt. Zuversichtlich schließt Deutschland ein Kulturabkommen zur Förderung des gegenseitigen Verständnisses mit Afghanistan, doch an anderer Stelle wird die Außenpolitik zum Spagat. Der Algerienkrieg, der um die Unabhängigkeit Algeriens von Frankreich geführt wird, fordert Fingerspitzengefühl. Wem die Bundesbürger zutrauten, auch bei zukünftigen Herausforderungen richtig zu agieren, entschied sich am Wahltag. 

Unser Foto zeigt einen der Original-Stimmzettel,  der 1961 32.849.624 Mal ausgefüllt wurde. Mit 45,3% erhielt die CDU die meisten Stimmen. Kanzler wurde,  zum vierten und letzten Mal in Folge, Konrad Adenauer.

Foto: Kommunalarchiv Herford, K-D Nr. 68

August 2021

Die "Schulung der Lehrlinge" in den 1960er Jahren
Im August beginnt für viele junge Menschen der Start ins Berufsleben. Auch die Stadt Herford freut sich über neue Auszubildende!
Zum Berufseinstig bei der Verwaltung des Kreises Herford gehörte über viele Jahre die sogenannte „Schulung der Lehrlinge“: Was erfahrene Beamte unterrichteten, musste in einem Protokoll festgehalten werden. Fünf dieser Protokollbände von 1962-1974 werden im Kommunalarchiv aufbewahrt. Die Auszubildenden lernten u.a. die Inhalte der Dienstordnung kennen, sprachen im September 1965 über die Bundestagswahl und besichtigten 1963 die damals moderne Lichtpausanlage, mit der im Katasteramt Kopien großer Karten erstellt wurden.

Abbildung: Kommunalarchiv Herford-K-D-6988; Kommunalarchiv Herford-K-F-73.13

Juli 2021

Die Fußball-Weltmeisterschaft 1970
Auch 1970 konnte der damalige WM-Torschützenkönig Gerd Müller der Deutschen Nationalelf nicht zum Sieg verhelfen, aber sie erkämpfte sich immerhin den 3. Platz. Gewonnen haben damals nicht nur die Brasilianer, sondern auch Herforder Pils-Trinker. Die Brauerei Felsenkeller (heute: Herforder Brauerei) veranstaltete zur WM ein Preisausschreiben, gedruckt auf Bierdeckeln. Zu gewinnen gab es eine Reise zum ersten Länderspiel des neuen Weltmeisters sowie Sachwerte im Wert von 5.000,- DM. Die Brauerei wollte "Schwung an die Theken" der Gastwirte im Kreis bringen – so lautete die Werbung in einem Rundschreiben. Der Bierdeckel stammt von Heino Uekermann, Urenkel des Brauereigründers Georg Uekermann. Derzeit wird die Sammlung vom Kreisarchiv und der Gemeinde Hiddenhausen aufbereitet.
Bürger*innen, die noch Brauereigegenstände abzugeben haben, können sich telefonisch (05221 964355) oder per E-Mail (s.rutha@hiddenhausen.de) an Sabine Rutha wenden.

Abbildung: Gemeinde Hiddenhausen - Sammlung Uekermann Nr. 035 und 094.02

Juni 2021

Tourismusmarketing der 1970er Jahre
„Bei uns ist es von Natur aus schön!“ – mit diesem Slogan warb der Kreis Herford Ende der 70er Jahre für die Region. Wer kurzfristig über die Feiertage keine Urlaubsreise in die wiedereröffneten deutschen Urlaubsregionen planen konnte, braucht nicht traurig zu sein. Die Gestaltung der Werbematerialien mag veraltet sein, doch die Aussage ist noch immer aktuell:
Bei uns ist es – tatsächlich! - von Natur aus schön!
Überzeugen kann man sich davon zum Beispiel bei einer Radtour durch den Kreis. Inspirationen dafür sind hier zu finden:
Fahr im Kreis

Übrigens: Für manch einen ist auch der Kreis Herford ein weit entfernter Sehnsuchtsort. Deshalb gab es Infomaterial schon in den 70er Jahren auch auf Englisch.

Abbildung: Kommunalarchiv Herford-K-Bib-08/02

Mai 2021

„Der lieben Mutter“: Muttertagskarten und das Müttergenesungswerk

Am 9. Mai ist Muttertag!
Ein Tag, an dem Müttern für ihr Wirken gedankt wird. Denn nicht erst seit Corona ist klar, welch wichtigen Beitrag Mütter für Gesellschaft und Familie leisten.
Das 1950 durch die Frau des damaligen Bundespräsidenten, Elly Heuss-Knapp, gegründete Müttergenesungswerk unterstützt Mütter seit über 70 Jahren. Auch in Herford fanden nach dem Zweiten Weltkrieg jährlich Sammelaktionen statt: Schüler zogen von Haus zu Haus und sammelten Geld für ‚erholungsbedürftige Mütter‘. Regelmäßig kamen mehrere tausend Euro zusammen, in ganz Deutschland wurden 1952 gar 3 Millionen Mark gesammelt!

Dass Blumen und Kartengrüße immer schon beliebt waren zeigen außerdem zwei Muttertagskarten im Archiv: Im Kriegsjahr 1941 schrieb Sohn Gustav noch aus dem Feld eine Postkarte an seine Mutter in Herford, in einer zweiten Karte berichtet ein Enkel der Großmutter von den ersten Tagen auf der Berufsschule.

Bis heute gibt es zahlreiche Anlaufstellen für Mütter, so die Beratungsstelle für Eltern & Familie beim Kreis Herford oder die „Familienunterstützende Hilfe“ im Jugendamt der Hansestadt Herford.

Abbildung: Plakat Müttergenesungswerk, Kommunalarchiv Herford, S-50-187 II

Abbildung: Muttertagskarte, Kommunalarchiv Herford, Slg. E 397-34

Links:

1. Stadt Herford: Familienunterstützende Hilfe
2. Kreis Herford: Beratungsstelle für Eltern und Kind

April 2021

Schule früher: Abschlussarbeiten des RGH aus dem Jahr 1928

Derzeit bereiten sich viele SchülerInnen im Kreis Herford auf die Abiturprüfungen vor. Frühere SchulabgängerInnen konnten jetzt bereits aufatmen und ihre  Zeugnisse entgegennehmen. Das Abschlussjahr endete bis Mitte der 60er Jahre vor Ostern.

Das Foto zeigt Abschlussarbeiten des Ravensberger Gymnasiums von  1928. Es waren die ersten Abiturprüfungen an der 1925 zur „Oberrealschule“ ausgebauten Lehranstalt. Angetrieben durch Landrat Georg von Borries war sie 1868 ursprünglich als Ackerbauschule zur Förderung der westfälischen Landwirtschaft in Herford eingerichtet worden. 

Die Prüfungsunterlagen und andere Schriftstücke  wurden im Kommunalarchiv Herford in der Archivdatenbank erfasst und sachgemäß verpackt. Letzte Arbeiten laufen. Das 2018 gefeierte Schuljubiläum gab den Anstoß  für diese Aufarbeitung. Entstanden ist auch ein zweiteiliger Beitrag zur Schulgeschichte zwischen 1911-1952, der im Jahrbuch für den Kreis Herford 2019 und 2020 veröffentlicht wurde.
Erhältlich ist das Jahrbuch hier: https://www.kreisheimatverein.de/webshop/

Abbildung: Kommunalarchiv Herford, S-40-RGH Nr. 467

März 2021

Die älteste Urkunde zu jüdischen Bürgern in Herford
1350 brach in Deutschland die Pest aus. Das Gerücht, Juden hätten Brunnen vergiftet, führte in Herford zu Ermordung und Ausplünderung jüdischer Einwohner.

Wer konnte die Täter anklagen? Wem gehörte der Besitz der getöteten Juden? Im Mittelalter war die Sachlage kompliziert. Der Kölner Erzbischof besaß das Vogtei- und Gogericht in Herford, erhielt die Huldigung der Stadt und den Eid der Äbtissin. Mit ihr gemeinsam übte er u.a. den Judenschutz aus. Es entbrannte ein Streit zwischen dem Erzbischof und der Stadt Herford, den er im Juli 1353 überraschend beilegte, wie die gezeigte Urkunde belegt. „Groll und Unmut“, den die Folterung von Juden auslöste, wird den Herforder Bürgern „großzügig verziehen“.

Die Urkunde ist das älteste Dokument im Kommunalarchiv Herford, das jüdische Einwohner erwähnt. Zu sehen ist sie 2021 in der Ausstellung „Eva, Simon und die Anderen – Jüdisches Leben im Raum Herford“ in der Gedenkstätte Zellentrakt.
Eine Liste mit allen Archivalien zum jüdischen Leben in Herford gibt es hier

Kommunalarchiv Herford, S-Urk.-Nr. 21 (17. Juli 1353 - Erzbischof von Köln)

Februar 2021

Richtfest mit Richtschmaus: Der Neubau des Dreisbachhauses am Lübbertor
Am 6. September 1963 hob der Richtkran um halb fünf am Nachmittag den Richtkranz über den sog. Dreisbach-Neubau am Lübbertor. Frau Dreisbach war die Bauherrin, die Familie betrieb eine Gastwirtschaft und ein Lebensmittelgeschäft. Schon 1938 hatten die Planungen für einen Neubau zwischen der Firma Dreisbach und der Stadt am zu eng gewordenen Lübbertor begonnen. 1963 war es dann endlich soweit und der fertige Rohbau der modernen Skelettkonstruktion konnte gefeiert werden. Dem Herforder Architekten Dipl. Ing. Fritz Schuld wurde als „Tempo-Macher“ des Baus der Richtspruch gewidmet:
"Herr Schuld ist immer schrecklich schnelle,
es gibt bei ihm kein Treten auf der Stelle.
Darum heißt er bei uns, es ist kein Witz,
nicht der alte, sondern der schnelle Fritz
."
Der feierliche Richtschmaus fand im mittlerweile abgerissenen alten Dreisbachhaus bei Bier und geschmierten Broten statt. Einer der ersten Mieter war Schlachtermeister Hans Reckendorf, der im Gebäude eine Würstchenbude betrieb. Viele Herforder erinnern sich noch an die Bratwurstbude.
Im Jahr 2019 brannte das stadtbildprägende Hochhaus weitgehend aus und wird zurzeit saniert.

Foto: Richtfest des Stahlskelett-Hochhauses am Lübbertor am 6. September 1963, Kommunalarchiv / Fotosammlung Georg Heese